Kapitel VI: Götterdämmerung
Winter
Schattenebene.
Nichts hatte sich verändert und doch war alles anders. Die Farben, das satte Rot des Feuersees, das Gelb der Lavaschlieren, alles wirkte schwerfälliger und trüber, wie eine schwache Kopie der reellen Welt. Winter spürte, wie eine schleichende Kälte unter ihre Haut kroch und sich über ihre Sinne legte. Auch ihre Sicht war eingeschränkt: Selbst mit ihrer magischen Dunkelsicht vermochte sie nur schwach die Umrisse des mächtigen Felsbrocken auszumachen, der über dem Immerfeuer schwebte. Als sie näher kamen, erkannte sie darauf einen dreiteiligen Turmkomplex, der aus einem See aus wabernder, dunstartiger Masse erwuchs. Schwarze Schattenmaterie kroch in Schlieren den mittleren der drei Türme empor, wo sie zu einem Strahl gebündelt wurde, der rotierend über den Vulkansee geisterte. Der Schattenstrahl war dem Leuchtfeuer aus Wuschkins Turm nicht unähnlich und Winter erkannte, dass es jener Strahl gewesen sein musste, der den Gefährten bei ihrem ersten Besuch in der Adumbral Calyx zum Verhängnis geworden war: Das Portal im Laternenraum des irren Zwergen musste sie in die oberste Pagode des mittleren Turms geführt haben.
Mit Flugzaubern erreichte die kleine Armee das fliegende Plateau… und wurde sofort von einer Pfeilsalve empfangen. Angestrengt starrte Winter in die Finsternis, doch alles, was sie erkennen konnte, waren zwei Brücken in weiter Entfernung, die die beiden äußeren mit dem mittleren Turm verbanden.
„Schnell, vor den Eingang!“, rief Grimwardt ihr zu.
Winter wirkte den Zauber und teleportierte die Gruppe vor das Haupttor. Sofort schlugen Zauber um sie herum ein und Winter gewahrte über sich die Umrisse eines riesenhaften, rochenartigen Wesens. Gleichzeitig erfasste eine weitere Pfeilsalve die Gruppe. Haken schlagend bahnten sich die magisch verstärkten Geschosse einen Weg um die massige Kreatur der Nachtschwinge. Einer der Pfeile traf Kaliths Schulter und schuf beim Aufprall ein Energiefeld aus zitternden Blitzen. Gleichzeitig surrte ein weiterer Pfeil vom Himmel, um sich mit ohrenbetäubendem Donnern in Doriens Brust zu bohren. Winter hatte Glück: Geschickt wich sie einem der Blitzgeschosse aus und entging dem Donnergrollen, doch Dorien wäre unter dem Pfeilgewitter beinahe zu Boden gegangen.
„Rennt die Tür ein!“, hörte Winter Hades rufen.
Sie rannten los. Das Tor leistete keinen Widerstand und sie stürmten brüllend in eine düstere Vorhalle. Schwer klang ihr rasselnder Atem in der unverhofften Stille.
Vor einer ausladenden Flügeltür harrte eine Gnomin. Sie war das jämmerlichste Geschöpf, das Winter je unter die Augen gekommen war. Als sie den Mund öffnete, streckte sie den Gefährten den Stumpf einer verstümmelten Zunge entgegen wie den Rachen eines anthropophagen Monsters. Dabei stieß sie krächzende Würgelaute aus, wie eine morbide Art von Willkommensgruß. Dann wandte sie sich um und betrat den Saal. Die Tür ließ sie halb geöffnet. Winter wandte einen ihrer Tricks an und verbreiterte den Türspalt per Magierhand.
Die Gefährten blickten in einen von Kerzen schwach erleuchteten Thronsaal.
Lord Volumvax Sciagraph saß mit lasziv gekreuzten Beinen auf seinem Thron. Ein schattenhafter Film, der wie eine zweite Haut über dem Gesicht des Halbdämons lag, ließ seine Gestalt mit der Umgebung verschwimmen. Seine Augen, aus denen er die Gefährten mit einer Mischung aus überheblicher Verachtung und amüsierter Neugier musterte, waren pechschwarz und pupillenlos wie glänzende Obsidiane. Doch es waren nicht diese Augen, die Winter erschaudern ließen. Es war auch nicht der Schattendrache, der wie ein braver Schoßhund zu Füßen seines Herrn harrte. Oder die beiden Schattenmarilith, die ihn flankierten - sechsarmige Dämonenfrauen mit Schlangenunterkörpern, die für ihre tödliche Schwertkunst berüchtigt waren. Nein, was Winter das Blut in den Adern gefrieren ließ, war der Anblick des Throns: Er war aus Menschenleibern gefertigt. Sterbende, die sich in Qualen wanden, eingeschlossen in einem Gebilde aus gräulichem Schattendunst und einer zähflüssigen, wächsernen Masse, die das groteske Kunstwerk in ständiger Bewegung hielt. Zwei riesige Kronleuchter waren ebenfalls aus Menschenleibern gefertigt. Ebenso wie ein kleinerer Thron neben dem des Halbgottes. Auf ihm saß eine junge Frau mit aschfahlem Gesicht und silberweißem Haar, die, bemüht ihre Schmerzen zu unterdrücken, in stummer Verzweiflung gegen das Konstrukt ankämpfte, das im Begriff war sie sich einzuverleiben. Winter erkante sie anhand der Ähnlichkeit zu ihren Schwestern Lareal und Taube.
Sturm Silberhand.
Der Mistkerl hatte sich an einer der Sieben Schwestern vergriffen.
„Ich hatte früher mit euch gerechnet“, klang die sanfte Stimme des Halbdämons so nah an Winters Ohren als stünde er direkt neben ihr. „Ihr würdet meine Sammlung ganz herrlich ergänzen.“
Das war das Stichwort.
Hades’ Sonnenklinge erstrahlte in gleißendem Licht, das den Raum durchflutete.
Und dann brach die Hölle los.
Boltor
Boltor nahm einen kräftigen Schluck aus seinem nimmerleeren Humpen.
„Elfische Hurensöhne“, lallte er.
Versteckt kauerten sie mit ihren Langbögen hinter der Brüstung der Galerie, durch die der Saal mit dem zweiten Stockwerk verbunden war. Unsichtbar für alle außer den Zwergen. Eigenartige Elfen waren das. Graue Gesichter, graue Haare, Katzenaugen. Aber Spitzohr blieb Spitzohr.
Es waren zwei, einer auf jeder Seite der Galerie. Boltor war sich ziemlich sicher, dass es zwei waren, auch wenn ihn sein Blick in dieser Hinsicht manchmal trog.
Er stürmte los, aktivierte seine Luftstiefel, stolperte torkelnd die Lufttreppe hinauf, die sich vor ihm materialisierte, setzte zum Sprung an und schraubte sich wie ein fliegender Korkenzieher auf seinen Gegner zu. Der Schattenelf brach stöhnend unter der Kopfnuss des betrunkenen Meisters zusammen. Wimmernd hielt er sich den schmerzenden Unterleib, stolperte ziellos einige Schritte rückwärts und übergab sich über die Brüstung.
„Zum Wohl!“, lachte Boltor und erhob seinen Humpen zum Schlag. Im selbem Moment ließ ein Stromschlag seinen Körper erzittern. Der magische Blitz, der scheinbar aus dem Nichts auf ihn niedergegangen war, sprang weiter und die Schmerzensschreie seiner Gefährten sagten Boltor, dass er nicht das einzige Opfer geblieben war. Dann erschien vor ihm, wie aus dem Nichts, eine der Schattenmarilith. Boltor ächzte unter der Wucht sechs gut gezielter Schwerthiebe und ging in die Knie. Doch im selben Moment erfasste ihn eine Heilwelle, die seine Gefährten gewirkt haben mussten. Im Nu war Boltor wieder auf den Beinen, bereit seiner Peinigerin zu zeigen, was ein Schlaghagel war.
Was du mit sechs Armen schaffst, krieg ich allein mit meiner Linken hin.
In diesem Moment traf ihn etwas von hinten und presste ihm die Luft aus den Lungen. Wankend fuhr er herum. Die irre Gnomin hatte sich an ihn herangeschlichen und aus dem Hinterhalt attackiert. Ihr eigenartiger Dolch hinterließ dunkle Schlieren in der Luft. Als Boltor sie seine eiserne Faust spüren lassen wollte, tänzelte sie Zähne bleckend aus seiner Reichweite. Zeitgleich bohrte sich ein Pfeil zielgenau in seine Brust. Offenbar hatte Spitzohr sich von seiner Übelkeit erholt. Und ehe Boltor sich versah tauchte plötzlich auch noch die zweite Marilith neben ihm auf.
„Könnte mir vielleicht mal jemand behilflich sein?“, knurrte er. Was, bei Moradins Bart, trieben denn bitteschön seine sieben Gefährten, dass sie ihn hier mit vier der gefährlichsten Gegner alleine ließen? Nicht, dass er nicht noch ein Ass im Ärmel hätte... Schwerthiebe prassten wie Hagelkörner auf ihn ein, doch seine Gegnerinnen bezahlten jeden einzelnen Streich mit einem Vergeltungsschlag seinerseits. Die Welt verschwamm hinter einem Schleier aus Stahl, Bewegung und Blut. Sein Blut, aber auch das seiner Gegner. Das frustrierte Zischeln der Schlangenfrauen, die nicht eingeplant hatten, an den zwergischen Kampftrinker mehr als ein paar Schwerthiebe zu verschwenden, war wie Musik in seinen Ohren. Dennoch spürte er, wie seine Kräfte zu schwinden begannen.
Zum Glück war da sein Ring der neun Leben.
Acht Leben.
Sieben Leben.
Sechs Leben.
Fünf Leben.
Vier Leben.
Seine Gegnerinnen schäumten vor Wut. Gegen was kämpften sie da? Gegen ein verfluchtes Stehaufmännchen? Boltor spürte, dass sie trotz ihrer Übermacht nahe daran waren zu verzweifeln.
Noch drei Schläge und ihr seid Dämonenmus.
Drei Leben.
Zwei Leben.
Ein Leben.
Die Marilith schrie auf, rasend vor Zorn und Schmerz. Ihr nächster Schwertstreich war nicht nur gegen seinen Körper, sondern auch gegen seinen Geist gezielt.
Das letzte, was Boltor sah, waren die Kronen eines winterweißen Waldes.
Winter
Winter zitterte vor Aufregung.
Kalith hatte mit einem Trick seines Elfenschwerts eine Klingenbarriere vor dem Thron erschaffen, die dem Drachen einige schwere Wunden beigefügt hatte. Gezwungen seine Position als Wachhund aufzugeben, war dieser vorgeprescht, um all diejenigen in seinen Schattenodem zu hüllen, die noch vor der Tür harrten. Grimwardt und Faust hatten ihn daraufhin in die Zange genommen, doch zeitgleich hatte eine der Schattenmarilith es dem Elfen gleichgetan: Eine Wand aus blitzenden Schwertern sprang vor der Saaltür aus dem Boden und schloss Hades und Miu von dem Kampf im Thronsaal aus. Frustriert suchte der Kelemvor-Priester nach einem Weg durch die Klingenwand.
Auch Winter und Dorien waren nun von ihren Freunden im Thronsaal getrennt, doch im Gegensatz zu den beiden Heilern gereichte den Hexenmeistern der Klingenwall zum Vorteil, da er ihnen zusätzlichen Schutz bot.
„Was tut sie?“, fragte Winter zwischen zwei Zauberformeln.
Dorien hatte dank eines Erkenntniszaubers auf der Galerie hinter dem Thron einen weiteren Gegner entdeckt: Die Elfenmagierin hielt sich unter einer magischen Illusion verborgen. Ihr erster Zauber, die schattenhafte Illusion eines Kettenblitzes, hatte die Gefährten völlig unvorbereitet getroffen. Dorien hatte sie daraufhin mit einer Folge von Albtraumbildern attackiert, die ihr den Verstand geraubt hatten. Doch eine Heilwelle, von Lord Sciagraph beschworen, hatte sie bereits wieder von der Verzauberung befreit.
Als Winter durch die wirbelnden Schwerter der Klingenbarriere einen Blick auf ihren kämpfenden Bruder erhaschte, gewahrte sie einen eigenartigen Ausdruck auf dessen Gesicht. Verwirrung? Entsetzen? Und dann verschwand er plötzlich.
„Grimwardt!“, schrie Winter.
„Das war sie“, zischte Dorien, der seine Augen nicht von der verborgenen Magierin gelassen hatte.
„Was hat sie…?“
Doch Dorien hatte bereits zur nächsten Zauberformel angesetzt. Seine Stirn war düster umwölkt und seine Augen füllten sich mit weißem Nebel. In solchen Augenblicken war seine Schönheit Furcht einflößend, wie der Zorn eines Engels. Winter wusste, was das zu bedeuten hatte. Verdorren. Dorien hasste den Massenvernichtungszauber und setzte ihn nur im äußersten Notfall ein.
Die beiden elfischen Bogenschützen auf der Galerie verschrumpelten innerhalb von Sekunden zu grotesken Fleischklumpen. Auch der Schattendrache kämpfte vergeblich gegen die Macht, die alle Flüssigkeit aus seinem Körper sog. Im selben Moment, da der Zwerg Boltor vom Verbannungshieb seiner Bezwingerin in seine eigene Dimension zurück geschleudert wurde, fiel auch seine Gegnerin dem Zauber des Hexenmeisters zum Opfer. Die Elfenmagierin auf der Galerie ließ vor Schreck ihre Illusion fallen, ging in die Knie und wand sich in unerträglichen Schmerzen.
Doriens Erfolg gab Winter neuen Mut. Mit einem Triumphschrei schleuderte sie der Schlampe, die ihren Bruder wer weiß wo hin gebannt hatte, einen Auflösungsstrahl entgegen, der die Magierin völlig unvorbereitet in den Rücken traf. Nichts als ein Häufchen Asche blieb von ihr übrig. Ein zweiter Auflösungsstrahl traf die Gnomin mitten in ihr vom Hass zerfressenes Herz. Nur eine einzige Marilith und Lord Sciagraph, dem kein Zauber etwas anzuhaben schien, überlebten das Massaker.
Der Obsidianblick des Meisters richtete sich auf die beiden Verursacher der Verwüstung. Sie hatten seine Aufmerksamkeit erregt. Und seinen Zorn. Er schien mit dem Schatten des Throns zu verschmelzen und tauchte im nächsten Moment neben der Marilith auf der Galerie wieder auf. Winter schnappte entsetzt nach Luft, als sie seinen Blick auf sich spürte. Seine Mundwinkel zitterten und sie begriff.
Die Magierin. Sie war seine Geliebte.
Sieben in rasender Folge abgefeuerte Bolzen aus purer Schattenmaterie trafen Winter in die Brust. Bevor sie das Bewusstsein verlor, sah sie noch, wie sich die Augen des Hallbgottes mit weißem Nebel füllten.
Sie wusste, was das zu bedeuten hatte. Und sie war nicht sicher, ob sie es überleben würde.
Faust
Faust lachte befreit und gab sich ganz dem Kampfrausch hin. Endlich. Das war die Art von Kampf, nach dem er all die Jahre gesucht hatte. Seine Bestimmung. Er spürte, wie alle Selbstzweifel von ihm abfielen. Nicht einmal die Wucht des Verdorren-Zaubers, den der Halbgott auf sie niederfahren ließ, konnte seinen Enthusiasmus dämpfen. Die Marilith ging unter den Hieben seines Schwerts zu Boden. Ein weiterer Hieb beförderte sie über die Balustrade.
Dann spürte Faust, wie sich ein Schatten über ihn senkte.
Geh zurück, woher du gekommen bist.
Der Kämpfer spürte hinter dem telepathischen Befehl eine majestätische Präsenz, die seinen Körper aus dieser Dimension zu bannen versuchte. Er schloss die Augen, leerte seinen Geist von allen Gedanken, bis da nichts mehr war, was den geistigen Befehlen des Halbgottes einen Angriffspunkt geboten hätte. Dann wirbelte er herum und blickte in den schwarzen Abgrund der Obsidianaugen.
Götterdämmerung.
Die Welt blieb stehen, während er schneller und schneller wurde. Flüchtig nahm er einige Eindrücke von jenseits des Farbenwirbels wahr: Kalith, der Lord Sciagraphs Bannbefehl unterlag und von der Bildfläche verschwand, Miu, die sich, selbst einer Ohnmacht nahe, um die beiden zu Boden gegangenen Hexenmeister kümmerte. Dorien und Winter, die, kaum auf den Beinen, zu Sturm Silberhand teleportierten, um die Magierin aus ihrem Gefängnis zu befreien. Aber im Zentrum seiner Aufmerksamkeit bewegte sich sein eigener Körper mit rasender Geschwindigkeit. Das Schwert seines Vaters durchdrang die Drachenrüstung des Schattenherrschers dank der eintätowierten Zauberformel auf seinem Arm mühelos und wieder und wieder rammte er die Waffe mit brachialer Gewalt in den Körper des Halbgottes.
Dann plötzlich eine Bewegung und Lord Sciagraph verschmolz mit den Schatten der Alkoven und tauchte auf der anderen Seite der Galerie wieder auf. Seine empor gereckte Hand erbebte, als heilende Energie seinen Körper durchströmte. Dann lachte er verächtlich und blickte Faust herausfordernd an.
„Feiger Hund!“, knurrte der Krieger, schwang sich über die Brüstung und fing den Sturz mit einer Rolle ab. Als er wieder auf die Beine kam, stand er Rücken an Rücken mit Hades, dem es offenbar endlich gelungen war einen Weg durch die Klingenbarriere zu finden.
„Nicht dein Tag heute, hm?“, feixte Faust, während er einen Zauber wirkte, der die Schattensprünge des Halbdämons verhindern sollte.
„Bring mich da hoch!“, befahl Hades. Da war etwas Fatalistisches in den Augen des Priesters, das Faust neugierig machte. Er wirkte einen Flugzauber und übertrug ihn auf den Richter.
Hades schoss pfeilschnell in die Höhe, die Klinge nach vorne gerichtet. Faust erkannte das Kampfmanöver – ein weiteres Stück wiederkehrender Erinnerung. Hades führte nur einen einzigen Hieb aus. Ein einziger Hieb, in den er all seine Kraft, all seine Überzeugung legte. Und er zwang die mächtige Gestalt des schwer gerüsteten Halbdämons in die Knie. Doch auch Hades taumelte erschöpft zur Seite und vermochte sich nur mit Mühe in der Luft zu halten.
Zum ersten Mal sah Faust Furcht in den Augen des Halbgottes. Seine Hand zitterte, als er sie ausstreckte, um dem Richter mit einer Salve seiner tödlichen Schattenbolzen zu überziehen. Hades verlor das Bewusstsein und sein massiger Körper stürzte zu Boden.
Noch ehe der Priester auf dem Boden aufschlug, war Faust an Volumvax’ Seite aufgetaucht. Ein weiteres Mal bewegte er sich schneller als die Zeit. Ein weiteres Mal durchdrang Zwiespalt die Rüstung des Halbdämons als sei sie aus Pergament. Und dann der entscheidende Schlag: Das Henkersschwert durchschnitt die Kehle des Halbgottes und eine Blutfontäne übergoss den Krieger. Volumvax Sciagraph sank vor Faust auf die Knie.
Fast hätte er es geschafft.
Doch im selben Augenblick, da seine Kehle aufriss, bewahrten seine regenerativen Kräfte den Halbgott vor dem Ende. Gleichzeitig fiel ein Schatten über seine am Boden kauernde Gestalt. Hades war zurückgekehrt.
Lord Sciagraph wusste, dass er sterben würde. Faust sah, wie der Ausdruck in seinen Augen von Unglauben in Erkenntnis überging. Dann Wut.
Pure Zerstörungswut.
Er konnte nicht fliehen, konnte diesen Turm, sein Gefängnis, nicht verlassen. Aber er würde seinen Bezwingern einen letzten tödlichen Hieb versetzen, ehe er ging. Sein Blick flackerte zwischen Faust und Hades hin und her.
In diesem Moment traf ihn Winters Schwächestrahl. Der Halbdämon ächzte, als seine massige Rüstung ihn niederdrückte. Doch da war noch genug Energie in seinen erschlaffenden Gliedern für diesen letzten Racheschlag. Ein letzter tödlicher Hieb. Sein Blick richtete sich auf die Diebesmeisterin. Winter, die den Blick richtig zu deuten schien, ergriff die Flucht, um hinter dem Thron in Deckung zu gehen, während Faust die Wut seines Gegners durch ein paar bissige Bemerkungen auf sich zu lenken versuchte.
Doch der Schattengott hatte seine Wahl getroffen.
Der erste Bolzenangriff raubte Winter das Bewusstsein. Faust wartete nicht, um zu sehen, wie die zweite Salve von Todesbolzen ihr Ziel fand. Brüllend vor Zorn und Ohnmacht stürzte er sich auf Winters Mörder. Seine Klinge bewegte sich wie von alleine. Blutfächer, die vor ihm aufstoben, vernebelten seine Sicht. Erst als er Hades’ Hand auf seiner Schulter spürte, ließ er von der Leiche seines Gegners ab. Oder von dem, was noch von ihr übrig war.
Grimwardt
Irgendwo im außerdimensionalen Raum.
Wo, zum Henker, war er? Zu beiden Seiten des Kieswegs wuchsen hohe Hecken, die über ihm einen Torbogen bildeten. War das der Tod? Nein, Kriegersruh, das Reich des Feindhammers, hatte in Grimwardts Vorstellung wenig mit Hecken und Kieswegen zu tun. Eine Illusion? Wenn das ein Trugbild war, dann ein verdammt gutes. Da ihm nichts anderes übrig blieb, lief er den Weg entlang. Sackgasse. Eine Hecke versperrte ihm den Weg.
Er war in einem Irrgarten gelandet.
Fluchend machte sich Grimwardt auf die Suche nach dem Ausgang. Er schritt durch Torbögen, lief über verwunschene Waldwege, kämpfte sich durch widerspenstiges Gestrüpp, doch ohne Erfolg. Jede Sekunde, die verstrich, stellte seine Nerven auf die Zerreißprobe, denn jeder vergeudete Augenblick konnte für seine Gefährten das Ende bedeuten.
Tempus, erhöre mich und bring mich zurück.
Und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, fand er den Ausgang des Labyrinths.
Grimwardt stürmte durch den Torbogen… in den Thronsaal der Adumbral Calyx. Der Kampf war zu Ende. Faust, von Kopf bis Fuß mit Blut und Eingeweiden besudelt, trat ihm in den Weg.
„Schlechte Nachrichten“, murmelte der Krieger und legte dem Tempuspriester schwerfällig seine Hand auf die Schulter. „Deine Schwester… ähm….“
Faust trat zur Seite und gab den Blick auf den Thron frei. Das wächserne Konstrukt aus toten Menschenleibern war erstarrt und mochte beim leisesten Windhauch zu Staub zerfallen. Traurig thronte es über den am Boden kauernden Gestalten von Dorien und Miu. Und zwischen ihnen… Grimwardt scheuchte Miu beiseite und starrte in ihr totenbleiches Gesicht. Sie hatten ihr die Augen geschlossen, sodass sie fast friedlich wirkte.
Für einen Augenblick erstarrte Grimwardt. Dann packte er Dorien beim Kragen und stieß ihn gegen die Wand.
„Wie lange war ich fort?“, fuhr er ihn an. Seine Stimme klang seltsam verzerrt in seinen Ohren. „Eine Minute? Zwei? Was für ein Ehemann und Vater bist du, dass du nicht mal so lange auf sie aufpassen konntest?“
Dann sah er den Ausdruck in Doriens Augen und sein Zorn verwandelte sich in Schmerz.
Was auch immer Winter getötet hatte, es hatte auch das Licht in Doriens Augen gebrochen.
Faust
Ein einziger Schwerthieb genügte, um Sturm Silberhand aus ihrem Gefängnis zu befreien. Nun, da Volumvax’ tot war, wichen Magie und Schattenmaterie aus seinen untoten Konstrukten und nichts als ein bröckliges Gebilde aus erkaltetem Wachs und Knochenresten blieb von seinen morbiden Kunstwerken übrig.
Faust fing die geschwächte Magierin auf, als sie zu Boden sank. Miu, seine unermüdliche Miu, war sofort mit einem Heilzauber zur Stelle. Doch die ungesunde Blässe wollte nicht aus Sturms Wangen weichen.
„Ich danke Euch“, sagte sie und zauberte trotz aller Erschöpfung ein Lächeln in ihre müden Augen. „Für die Rettung der Silbermarken.“
Faust half ihr sich aufzusetzen und sie fuhr fort.
„Es war Volumvax’ göttliche Energie, die den Schattenstrahl kanalisiert und damit den magischen Knoten unter dem Immerfeuer geschwächt hat. Mit seiner fliegenden Turmfestung ist er von Knotenpunkt zu Knotenpunkt gereist, um das magische Gewebe zu zerstören. Für die Bewohner Sundabars und der Marken ist die Gefahr nun gebannt. Doch leider hatten die Bewohner des Schattentals weniger Glück. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen noch in den Gefängnissen der Adumbral Calyx harren und um ihr Leben bangen. Wir sollten keine Zeit verlieren und sie befreien.“
„Wie seid Ihr überhaupt hierher gelangt?“, wollte Faust wissen.
„Ich verlor das Bewusstsein, als das magische Gewebe unter der Stadt Schattental zusammenbrach“, erklärte Sturm. „Mystra ist eins mit dem Gewebe. Und wir, die Sieben Schwestern, sind ein Teil von Mystra. Wo sie nicht ist, können auch wir nicht sein. Nach dem Verschwinden Elminsters müssen die Eroberer des Schattentals mich hierher gebracht haben.“
„Der alte Mann ist… verschwunden?“
Sturm nickte ernst. „Und sein Turm liegt in Trümmern.“
Beunruhigend.
Zusammen mit Hades und Miu machte sich Faust auf den Weg in die Katakomben des Turmkomplexes, um die Gefangenen zu befreien, von denen die Harfnerin gesprochen hatte. Die paar Todesalben und Schattenelfen, die er auf dem Weg niedermetzelte, waren kaum der Rede wert. Bei den Gefangenen handelte es sich um gut zwei Dutzend Taliser, die von den Eroberern scheinbar wahllos auf die Schattebene verschleppt worden waren. Während Miu die Kranken und Verletzten versorgte, suchten Faust und Hades nach einer Halbdrow namens Razeema. Hades erklärte Faust, dass Kalith der Elf einen magischen Hilferuf von einer ehemaligen Mitstreiterin empfangen hatte, der vermuten ließ, dass sie unter den Gefangenen weilte.
Es stellte sich heraus, dass Razeema eine Zirkus-Illusionistin war, die zusammen mit einer Truppe fahrender Schausteller in Schattental gastiert hatte, als das Unglück über die Stadt hereingebrochen war. Zusammen mit einem befreundeten Halbork-Barden, mit dem sie in der Schlacht um das Schattental gekämpft hatte, war sie hierher verschleppt worden. Razeema, die ihre Zauber über das Schattengewebe wirkte, hatte durch Visionen, die Shar ihren Anhängern zukommen ließ, vom drohenden Angriff auf die Knotenpunkte des magischen Gewebes erfahren.
„Shar hat viele Aspekte“, erklärte die Halbdrow, als sie Hades’ missbilligenden Blick auf sich spürte. „Nicht alle ihre Aspekte sind böse. Auch das Schattengewebe ist es nicht. Und jene Aspekte, die Mystras Untergang anstreben, scheinen nicht kontrollieren zu können, wen ihre Nachrichten erreichen. Ich bin keine Spionin, falls Ihr das denkt.“
Sie führten die Gefangenen in den Thronsaal und während Sturm und Hades sich Gedanken darüber machten, wie sie all die Verschleppten zurück nach Faerûn bringen sollten, machte Faust sich an den Teil des Heldendaseins, den er beinahe so sehr schätzte wie den Kampf: das Plündern.
Und es gab viel zu plündern.
Winter
Schattenebene.
Nichts hatte sich verändert und doch war alles anders. Die Farben, das satte Rot des Feuersees, das Gelb der Lavaschlieren, alles wirkte schwerfälliger und trüber, wie eine schwache Kopie der reellen Welt. Winter spürte, wie eine schleichende Kälte unter ihre Haut kroch und sich über ihre Sinne legte. Auch ihre Sicht war eingeschränkt: Selbst mit ihrer magischen Dunkelsicht vermochte sie nur schwach die Umrisse des mächtigen Felsbrocken auszumachen, der über dem Immerfeuer schwebte. Als sie näher kamen, erkannte sie darauf einen dreiteiligen Turmkomplex, der aus einem See aus wabernder, dunstartiger Masse erwuchs. Schwarze Schattenmaterie kroch in Schlieren den mittleren der drei Türme empor, wo sie zu einem Strahl gebündelt wurde, der rotierend über den Vulkansee geisterte. Der Schattenstrahl war dem Leuchtfeuer aus Wuschkins Turm nicht unähnlich und Winter erkannte, dass es jener Strahl gewesen sein musste, der den Gefährten bei ihrem ersten Besuch in der Adumbral Calyx zum Verhängnis geworden war: Das Portal im Laternenraum des irren Zwergen musste sie in die oberste Pagode des mittleren Turms geführt haben.
Mit Flugzaubern erreichte die kleine Armee das fliegende Plateau… und wurde sofort von einer Pfeilsalve empfangen. Angestrengt starrte Winter in die Finsternis, doch alles, was sie erkennen konnte, waren zwei Brücken in weiter Entfernung, die die beiden äußeren mit dem mittleren Turm verbanden.
„Schnell, vor den Eingang!“, rief Grimwardt ihr zu.
Winter wirkte den Zauber und teleportierte die Gruppe vor das Haupttor. Sofort schlugen Zauber um sie herum ein und Winter gewahrte über sich die Umrisse eines riesenhaften, rochenartigen Wesens. Gleichzeitig erfasste eine weitere Pfeilsalve die Gruppe. Haken schlagend bahnten sich die magisch verstärkten Geschosse einen Weg um die massige Kreatur der Nachtschwinge. Einer der Pfeile traf Kaliths Schulter und schuf beim Aufprall ein Energiefeld aus zitternden Blitzen. Gleichzeitig surrte ein weiterer Pfeil vom Himmel, um sich mit ohrenbetäubendem Donnern in Doriens Brust zu bohren. Winter hatte Glück: Geschickt wich sie einem der Blitzgeschosse aus und entging dem Donnergrollen, doch Dorien wäre unter dem Pfeilgewitter beinahe zu Boden gegangen.
„Rennt die Tür ein!“, hörte Winter Hades rufen.
Sie rannten los. Das Tor leistete keinen Widerstand und sie stürmten brüllend in eine düstere Vorhalle. Schwer klang ihr rasselnder Atem in der unverhofften Stille.
Vor einer ausladenden Flügeltür harrte eine Gnomin. Sie war das jämmerlichste Geschöpf, das Winter je unter die Augen gekommen war. Als sie den Mund öffnete, streckte sie den Gefährten den Stumpf einer verstümmelten Zunge entgegen wie den Rachen eines anthropophagen Monsters. Dabei stieß sie krächzende Würgelaute aus, wie eine morbide Art von Willkommensgruß. Dann wandte sie sich um und betrat den Saal. Die Tür ließ sie halb geöffnet. Winter wandte einen ihrer Tricks an und verbreiterte den Türspalt per Magierhand.
Die Gefährten blickten in einen von Kerzen schwach erleuchteten Thronsaal.
Lord Volumvax Sciagraph saß mit lasziv gekreuzten Beinen auf seinem Thron. Ein schattenhafter Film, der wie eine zweite Haut über dem Gesicht des Halbdämons lag, ließ seine Gestalt mit der Umgebung verschwimmen. Seine Augen, aus denen er die Gefährten mit einer Mischung aus überheblicher Verachtung und amüsierter Neugier musterte, waren pechschwarz und pupillenlos wie glänzende Obsidiane. Doch es waren nicht diese Augen, die Winter erschaudern ließen. Es war auch nicht der Schattendrache, der wie ein braver Schoßhund zu Füßen seines Herrn harrte. Oder die beiden Schattenmarilith, die ihn flankierten - sechsarmige Dämonenfrauen mit Schlangenunterkörpern, die für ihre tödliche Schwertkunst berüchtigt waren. Nein, was Winter das Blut in den Adern gefrieren ließ, war der Anblick des Throns: Er war aus Menschenleibern gefertigt. Sterbende, die sich in Qualen wanden, eingeschlossen in einem Gebilde aus gräulichem Schattendunst und einer zähflüssigen, wächsernen Masse, die das groteske Kunstwerk in ständiger Bewegung hielt. Zwei riesige Kronleuchter waren ebenfalls aus Menschenleibern gefertigt. Ebenso wie ein kleinerer Thron neben dem des Halbgottes. Auf ihm saß eine junge Frau mit aschfahlem Gesicht und silberweißem Haar, die, bemüht ihre Schmerzen zu unterdrücken, in stummer Verzweiflung gegen das Konstrukt ankämpfte, das im Begriff war sie sich einzuverleiben. Winter erkante sie anhand der Ähnlichkeit zu ihren Schwestern Lareal und Taube.
Sturm Silberhand.
Der Mistkerl hatte sich an einer der Sieben Schwestern vergriffen.
„Ich hatte früher mit euch gerechnet“, klang die sanfte Stimme des Halbdämons so nah an Winters Ohren als stünde er direkt neben ihr. „Ihr würdet meine Sammlung ganz herrlich ergänzen.“
Das war das Stichwort.
Hades’ Sonnenklinge erstrahlte in gleißendem Licht, das den Raum durchflutete.
Und dann brach die Hölle los.
Boltor
Boltor nahm einen kräftigen Schluck aus seinem nimmerleeren Humpen.
„Elfische Hurensöhne“, lallte er.
Versteckt kauerten sie mit ihren Langbögen hinter der Brüstung der Galerie, durch die der Saal mit dem zweiten Stockwerk verbunden war. Unsichtbar für alle außer den Zwergen. Eigenartige Elfen waren das. Graue Gesichter, graue Haare, Katzenaugen. Aber Spitzohr blieb Spitzohr.
Es waren zwei, einer auf jeder Seite der Galerie. Boltor war sich ziemlich sicher, dass es zwei waren, auch wenn ihn sein Blick in dieser Hinsicht manchmal trog.
Er stürmte los, aktivierte seine Luftstiefel, stolperte torkelnd die Lufttreppe hinauf, die sich vor ihm materialisierte, setzte zum Sprung an und schraubte sich wie ein fliegender Korkenzieher auf seinen Gegner zu. Der Schattenelf brach stöhnend unter der Kopfnuss des betrunkenen Meisters zusammen. Wimmernd hielt er sich den schmerzenden Unterleib, stolperte ziellos einige Schritte rückwärts und übergab sich über die Brüstung.
„Zum Wohl!“, lachte Boltor und erhob seinen Humpen zum Schlag. Im selbem Moment ließ ein Stromschlag seinen Körper erzittern. Der magische Blitz, der scheinbar aus dem Nichts auf ihn niedergegangen war, sprang weiter und die Schmerzensschreie seiner Gefährten sagten Boltor, dass er nicht das einzige Opfer geblieben war. Dann erschien vor ihm, wie aus dem Nichts, eine der Schattenmarilith. Boltor ächzte unter der Wucht sechs gut gezielter Schwerthiebe und ging in die Knie. Doch im selben Moment erfasste ihn eine Heilwelle, die seine Gefährten gewirkt haben mussten. Im Nu war Boltor wieder auf den Beinen, bereit seiner Peinigerin zu zeigen, was ein Schlaghagel war.
Was du mit sechs Armen schaffst, krieg ich allein mit meiner Linken hin.
In diesem Moment traf ihn etwas von hinten und presste ihm die Luft aus den Lungen. Wankend fuhr er herum. Die irre Gnomin hatte sich an ihn herangeschlichen und aus dem Hinterhalt attackiert. Ihr eigenartiger Dolch hinterließ dunkle Schlieren in der Luft. Als Boltor sie seine eiserne Faust spüren lassen wollte, tänzelte sie Zähne bleckend aus seiner Reichweite. Zeitgleich bohrte sich ein Pfeil zielgenau in seine Brust. Offenbar hatte Spitzohr sich von seiner Übelkeit erholt. Und ehe Boltor sich versah tauchte plötzlich auch noch die zweite Marilith neben ihm auf.
„Könnte mir vielleicht mal jemand behilflich sein?“, knurrte er. Was, bei Moradins Bart, trieben denn bitteschön seine sieben Gefährten, dass sie ihn hier mit vier der gefährlichsten Gegner alleine ließen? Nicht, dass er nicht noch ein Ass im Ärmel hätte... Schwerthiebe prassten wie Hagelkörner auf ihn ein, doch seine Gegnerinnen bezahlten jeden einzelnen Streich mit einem Vergeltungsschlag seinerseits. Die Welt verschwamm hinter einem Schleier aus Stahl, Bewegung und Blut. Sein Blut, aber auch das seiner Gegner. Das frustrierte Zischeln der Schlangenfrauen, die nicht eingeplant hatten, an den zwergischen Kampftrinker mehr als ein paar Schwerthiebe zu verschwenden, war wie Musik in seinen Ohren. Dennoch spürte er, wie seine Kräfte zu schwinden begannen.
Zum Glück war da sein Ring der neun Leben.
Acht Leben.
Sieben Leben.
Sechs Leben.
Fünf Leben.
Vier Leben.
Seine Gegnerinnen schäumten vor Wut. Gegen was kämpften sie da? Gegen ein verfluchtes Stehaufmännchen? Boltor spürte, dass sie trotz ihrer Übermacht nahe daran waren zu verzweifeln.
Noch drei Schläge und ihr seid Dämonenmus.
Drei Leben.
Zwei Leben.
Ein Leben.
Die Marilith schrie auf, rasend vor Zorn und Schmerz. Ihr nächster Schwertstreich war nicht nur gegen seinen Körper, sondern auch gegen seinen Geist gezielt.
Das letzte, was Boltor sah, waren die Kronen eines winterweißen Waldes.
Winter
Winter zitterte vor Aufregung.
Kalith hatte mit einem Trick seines Elfenschwerts eine Klingenbarriere vor dem Thron erschaffen, die dem Drachen einige schwere Wunden beigefügt hatte. Gezwungen seine Position als Wachhund aufzugeben, war dieser vorgeprescht, um all diejenigen in seinen Schattenodem zu hüllen, die noch vor der Tür harrten. Grimwardt und Faust hatten ihn daraufhin in die Zange genommen, doch zeitgleich hatte eine der Schattenmarilith es dem Elfen gleichgetan: Eine Wand aus blitzenden Schwertern sprang vor der Saaltür aus dem Boden und schloss Hades und Miu von dem Kampf im Thronsaal aus. Frustriert suchte der Kelemvor-Priester nach einem Weg durch die Klingenwand.
Auch Winter und Dorien waren nun von ihren Freunden im Thronsaal getrennt, doch im Gegensatz zu den beiden Heilern gereichte den Hexenmeistern der Klingenwall zum Vorteil, da er ihnen zusätzlichen Schutz bot.
„Was tut sie?“, fragte Winter zwischen zwei Zauberformeln.
Dorien hatte dank eines Erkenntniszaubers auf der Galerie hinter dem Thron einen weiteren Gegner entdeckt: Die Elfenmagierin hielt sich unter einer magischen Illusion verborgen. Ihr erster Zauber, die schattenhafte Illusion eines Kettenblitzes, hatte die Gefährten völlig unvorbereitet getroffen. Dorien hatte sie daraufhin mit einer Folge von Albtraumbildern attackiert, die ihr den Verstand geraubt hatten. Doch eine Heilwelle, von Lord Sciagraph beschworen, hatte sie bereits wieder von der Verzauberung befreit.
Als Winter durch die wirbelnden Schwerter der Klingenbarriere einen Blick auf ihren kämpfenden Bruder erhaschte, gewahrte sie einen eigenartigen Ausdruck auf dessen Gesicht. Verwirrung? Entsetzen? Und dann verschwand er plötzlich.
„Grimwardt!“, schrie Winter.
„Das war sie“, zischte Dorien, der seine Augen nicht von der verborgenen Magierin gelassen hatte.
„Was hat sie…?“
Doch Dorien hatte bereits zur nächsten Zauberformel angesetzt. Seine Stirn war düster umwölkt und seine Augen füllten sich mit weißem Nebel. In solchen Augenblicken war seine Schönheit Furcht einflößend, wie der Zorn eines Engels. Winter wusste, was das zu bedeuten hatte. Verdorren. Dorien hasste den Massenvernichtungszauber und setzte ihn nur im äußersten Notfall ein.
Die beiden elfischen Bogenschützen auf der Galerie verschrumpelten innerhalb von Sekunden zu grotesken Fleischklumpen. Auch der Schattendrache kämpfte vergeblich gegen die Macht, die alle Flüssigkeit aus seinem Körper sog. Im selben Moment, da der Zwerg Boltor vom Verbannungshieb seiner Bezwingerin in seine eigene Dimension zurück geschleudert wurde, fiel auch seine Gegnerin dem Zauber des Hexenmeisters zum Opfer. Die Elfenmagierin auf der Galerie ließ vor Schreck ihre Illusion fallen, ging in die Knie und wand sich in unerträglichen Schmerzen.
Doriens Erfolg gab Winter neuen Mut. Mit einem Triumphschrei schleuderte sie der Schlampe, die ihren Bruder wer weiß wo hin gebannt hatte, einen Auflösungsstrahl entgegen, der die Magierin völlig unvorbereitet in den Rücken traf. Nichts als ein Häufchen Asche blieb von ihr übrig. Ein zweiter Auflösungsstrahl traf die Gnomin mitten in ihr vom Hass zerfressenes Herz. Nur eine einzige Marilith und Lord Sciagraph, dem kein Zauber etwas anzuhaben schien, überlebten das Massaker.
Der Obsidianblick des Meisters richtete sich auf die beiden Verursacher der Verwüstung. Sie hatten seine Aufmerksamkeit erregt. Und seinen Zorn. Er schien mit dem Schatten des Throns zu verschmelzen und tauchte im nächsten Moment neben der Marilith auf der Galerie wieder auf. Winter schnappte entsetzt nach Luft, als sie seinen Blick auf sich spürte. Seine Mundwinkel zitterten und sie begriff.
Die Magierin. Sie war seine Geliebte.
Sieben in rasender Folge abgefeuerte Bolzen aus purer Schattenmaterie trafen Winter in die Brust. Bevor sie das Bewusstsein verlor, sah sie noch, wie sich die Augen des Hallbgottes mit weißem Nebel füllten.
Sie wusste, was das zu bedeuten hatte. Und sie war nicht sicher, ob sie es überleben würde.
Faust
Faust lachte befreit und gab sich ganz dem Kampfrausch hin. Endlich. Das war die Art von Kampf, nach dem er all die Jahre gesucht hatte. Seine Bestimmung. Er spürte, wie alle Selbstzweifel von ihm abfielen. Nicht einmal die Wucht des Verdorren-Zaubers, den der Halbgott auf sie niederfahren ließ, konnte seinen Enthusiasmus dämpfen. Die Marilith ging unter den Hieben seines Schwerts zu Boden. Ein weiterer Hieb beförderte sie über die Balustrade.
Dann spürte Faust, wie sich ein Schatten über ihn senkte.
Geh zurück, woher du gekommen bist.
Der Kämpfer spürte hinter dem telepathischen Befehl eine majestätische Präsenz, die seinen Körper aus dieser Dimension zu bannen versuchte. Er schloss die Augen, leerte seinen Geist von allen Gedanken, bis da nichts mehr war, was den geistigen Befehlen des Halbgottes einen Angriffspunkt geboten hätte. Dann wirbelte er herum und blickte in den schwarzen Abgrund der Obsidianaugen.
Götterdämmerung.
Die Welt blieb stehen, während er schneller und schneller wurde. Flüchtig nahm er einige Eindrücke von jenseits des Farbenwirbels wahr: Kalith, der Lord Sciagraphs Bannbefehl unterlag und von der Bildfläche verschwand, Miu, die sich, selbst einer Ohnmacht nahe, um die beiden zu Boden gegangenen Hexenmeister kümmerte. Dorien und Winter, die, kaum auf den Beinen, zu Sturm Silberhand teleportierten, um die Magierin aus ihrem Gefängnis zu befreien. Aber im Zentrum seiner Aufmerksamkeit bewegte sich sein eigener Körper mit rasender Geschwindigkeit. Das Schwert seines Vaters durchdrang die Drachenrüstung des Schattenherrschers dank der eintätowierten Zauberformel auf seinem Arm mühelos und wieder und wieder rammte er die Waffe mit brachialer Gewalt in den Körper des Halbgottes.
Dann plötzlich eine Bewegung und Lord Sciagraph verschmolz mit den Schatten der Alkoven und tauchte auf der anderen Seite der Galerie wieder auf. Seine empor gereckte Hand erbebte, als heilende Energie seinen Körper durchströmte. Dann lachte er verächtlich und blickte Faust herausfordernd an.
„Feiger Hund!“, knurrte der Krieger, schwang sich über die Brüstung und fing den Sturz mit einer Rolle ab. Als er wieder auf die Beine kam, stand er Rücken an Rücken mit Hades, dem es offenbar endlich gelungen war einen Weg durch die Klingenbarriere zu finden.
„Nicht dein Tag heute, hm?“, feixte Faust, während er einen Zauber wirkte, der die Schattensprünge des Halbdämons verhindern sollte.
„Bring mich da hoch!“, befahl Hades. Da war etwas Fatalistisches in den Augen des Priesters, das Faust neugierig machte. Er wirkte einen Flugzauber und übertrug ihn auf den Richter.
Hades schoss pfeilschnell in die Höhe, die Klinge nach vorne gerichtet. Faust erkannte das Kampfmanöver – ein weiteres Stück wiederkehrender Erinnerung. Hades führte nur einen einzigen Hieb aus. Ein einziger Hieb, in den er all seine Kraft, all seine Überzeugung legte. Und er zwang die mächtige Gestalt des schwer gerüsteten Halbdämons in die Knie. Doch auch Hades taumelte erschöpft zur Seite und vermochte sich nur mit Mühe in der Luft zu halten.
Zum ersten Mal sah Faust Furcht in den Augen des Halbgottes. Seine Hand zitterte, als er sie ausstreckte, um dem Richter mit einer Salve seiner tödlichen Schattenbolzen zu überziehen. Hades verlor das Bewusstsein und sein massiger Körper stürzte zu Boden.
Noch ehe der Priester auf dem Boden aufschlug, war Faust an Volumvax’ Seite aufgetaucht. Ein weiteres Mal bewegte er sich schneller als die Zeit. Ein weiteres Mal durchdrang Zwiespalt die Rüstung des Halbdämons als sei sie aus Pergament. Und dann der entscheidende Schlag: Das Henkersschwert durchschnitt die Kehle des Halbgottes und eine Blutfontäne übergoss den Krieger. Volumvax Sciagraph sank vor Faust auf die Knie.
Fast hätte er es geschafft.
Doch im selben Augenblick, da seine Kehle aufriss, bewahrten seine regenerativen Kräfte den Halbgott vor dem Ende. Gleichzeitig fiel ein Schatten über seine am Boden kauernde Gestalt. Hades war zurückgekehrt.
Lord Sciagraph wusste, dass er sterben würde. Faust sah, wie der Ausdruck in seinen Augen von Unglauben in Erkenntnis überging. Dann Wut.
Pure Zerstörungswut.
Er konnte nicht fliehen, konnte diesen Turm, sein Gefängnis, nicht verlassen. Aber er würde seinen Bezwingern einen letzten tödlichen Hieb versetzen, ehe er ging. Sein Blick flackerte zwischen Faust und Hades hin und her.
In diesem Moment traf ihn Winters Schwächestrahl. Der Halbdämon ächzte, als seine massige Rüstung ihn niederdrückte. Doch da war noch genug Energie in seinen erschlaffenden Gliedern für diesen letzten Racheschlag. Ein letzter tödlicher Hieb. Sein Blick richtete sich auf die Diebesmeisterin. Winter, die den Blick richtig zu deuten schien, ergriff die Flucht, um hinter dem Thron in Deckung zu gehen, während Faust die Wut seines Gegners durch ein paar bissige Bemerkungen auf sich zu lenken versuchte.
Doch der Schattengott hatte seine Wahl getroffen.
Der erste Bolzenangriff raubte Winter das Bewusstsein. Faust wartete nicht, um zu sehen, wie die zweite Salve von Todesbolzen ihr Ziel fand. Brüllend vor Zorn und Ohnmacht stürzte er sich auf Winters Mörder. Seine Klinge bewegte sich wie von alleine. Blutfächer, die vor ihm aufstoben, vernebelten seine Sicht. Erst als er Hades’ Hand auf seiner Schulter spürte, ließ er von der Leiche seines Gegners ab. Oder von dem, was noch von ihr übrig war.
Grimwardt
Irgendwo im außerdimensionalen Raum.
Wo, zum Henker, war er? Zu beiden Seiten des Kieswegs wuchsen hohe Hecken, die über ihm einen Torbogen bildeten. War das der Tod? Nein, Kriegersruh, das Reich des Feindhammers, hatte in Grimwardts Vorstellung wenig mit Hecken und Kieswegen zu tun. Eine Illusion? Wenn das ein Trugbild war, dann ein verdammt gutes. Da ihm nichts anderes übrig blieb, lief er den Weg entlang. Sackgasse. Eine Hecke versperrte ihm den Weg.
Er war in einem Irrgarten gelandet.
Fluchend machte sich Grimwardt auf die Suche nach dem Ausgang. Er schritt durch Torbögen, lief über verwunschene Waldwege, kämpfte sich durch widerspenstiges Gestrüpp, doch ohne Erfolg. Jede Sekunde, die verstrich, stellte seine Nerven auf die Zerreißprobe, denn jeder vergeudete Augenblick konnte für seine Gefährten das Ende bedeuten.
Tempus, erhöre mich und bring mich zurück.
Und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, fand er den Ausgang des Labyrinths.
Grimwardt stürmte durch den Torbogen… in den Thronsaal der Adumbral Calyx. Der Kampf war zu Ende. Faust, von Kopf bis Fuß mit Blut und Eingeweiden besudelt, trat ihm in den Weg.
„Schlechte Nachrichten“, murmelte der Krieger und legte dem Tempuspriester schwerfällig seine Hand auf die Schulter. „Deine Schwester… ähm….“
Faust trat zur Seite und gab den Blick auf den Thron frei. Das wächserne Konstrukt aus toten Menschenleibern war erstarrt und mochte beim leisesten Windhauch zu Staub zerfallen. Traurig thronte es über den am Boden kauernden Gestalten von Dorien und Miu. Und zwischen ihnen… Grimwardt scheuchte Miu beiseite und starrte in ihr totenbleiches Gesicht. Sie hatten ihr die Augen geschlossen, sodass sie fast friedlich wirkte.
Für einen Augenblick erstarrte Grimwardt. Dann packte er Dorien beim Kragen und stieß ihn gegen die Wand.
„Wie lange war ich fort?“, fuhr er ihn an. Seine Stimme klang seltsam verzerrt in seinen Ohren. „Eine Minute? Zwei? Was für ein Ehemann und Vater bist du, dass du nicht mal so lange auf sie aufpassen konntest?“
Dann sah er den Ausdruck in Doriens Augen und sein Zorn verwandelte sich in Schmerz.
Was auch immer Winter getötet hatte, es hatte auch das Licht in Doriens Augen gebrochen.
Faust
Ein einziger Schwerthieb genügte, um Sturm Silberhand aus ihrem Gefängnis zu befreien. Nun, da Volumvax’ tot war, wichen Magie und Schattenmaterie aus seinen untoten Konstrukten und nichts als ein bröckliges Gebilde aus erkaltetem Wachs und Knochenresten blieb von seinen morbiden Kunstwerken übrig.
Faust fing die geschwächte Magierin auf, als sie zu Boden sank. Miu, seine unermüdliche Miu, war sofort mit einem Heilzauber zur Stelle. Doch die ungesunde Blässe wollte nicht aus Sturms Wangen weichen.
„Ich danke Euch“, sagte sie und zauberte trotz aller Erschöpfung ein Lächeln in ihre müden Augen. „Für die Rettung der Silbermarken.“
Faust half ihr sich aufzusetzen und sie fuhr fort.
„Es war Volumvax’ göttliche Energie, die den Schattenstrahl kanalisiert und damit den magischen Knoten unter dem Immerfeuer geschwächt hat. Mit seiner fliegenden Turmfestung ist er von Knotenpunkt zu Knotenpunkt gereist, um das magische Gewebe zu zerstören. Für die Bewohner Sundabars und der Marken ist die Gefahr nun gebannt. Doch leider hatten die Bewohner des Schattentals weniger Glück. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen noch in den Gefängnissen der Adumbral Calyx harren und um ihr Leben bangen. Wir sollten keine Zeit verlieren und sie befreien.“
„Wie seid Ihr überhaupt hierher gelangt?“, wollte Faust wissen.
„Ich verlor das Bewusstsein, als das magische Gewebe unter der Stadt Schattental zusammenbrach“, erklärte Sturm. „Mystra ist eins mit dem Gewebe. Und wir, die Sieben Schwestern, sind ein Teil von Mystra. Wo sie nicht ist, können auch wir nicht sein. Nach dem Verschwinden Elminsters müssen die Eroberer des Schattentals mich hierher gebracht haben.“
„Der alte Mann ist… verschwunden?“
Sturm nickte ernst. „Und sein Turm liegt in Trümmern.“
Beunruhigend.
Zusammen mit Hades und Miu machte sich Faust auf den Weg in die Katakomben des Turmkomplexes, um die Gefangenen zu befreien, von denen die Harfnerin gesprochen hatte. Die paar Todesalben und Schattenelfen, die er auf dem Weg niedermetzelte, waren kaum der Rede wert. Bei den Gefangenen handelte es sich um gut zwei Dutzend Taliser, die von den Eroberern scheinbar wahllos auf die Schattebene verschleppt worden waren. Während Miu die Kranken und Verletzten versorgte, suchten Faust und Hades nach einer Halbdrow namens Razeema. Hades erklärte Faust, dass Kalith der Elf einen magischen Hilferuf von einer ehemaligen Mitstreiterin empfangen hatte, der vermuten ließ, dass sie unter den Gefangenen weilte.
Es stellte sich heraus, dass Razeema eine Zirkus-Illusionistin war, die zusammen mit einer Truppe fahrender Schausteller in Schattental gastiert hatte, als das Unglück über die Stadt hereingebrochen war. Zusammen mit einem befreundeten Halbork-Barden, mit dem sie in der Schlacht um das Schattental gekämpft hatte, war sie hierher verschleppt worden. Razeema, die ihre Zauber über das Schattengewebe wirkte, hatte durch Visionen, die Shar ihren Anhängern zukommen ließ, vom drohenden Angriff auf die Knotenpunkte des magischen Gewebes erfahren.
„Shar hat viele Aspekte“, erklärte die Halbdrow, als sie Hades’ missbilligenden Blick auf sich spürte. „Nicht alle ihre Aspekte sind böse. Auch das Schattengewebe ist es nicht. Und jene Aspekte, die Mystras Untergang anstreben, scheinen nicht kontrollieren zu können, wen ihre Nachrichten erreichen. Ich bin keine Spionin, falls Ihr das denkt.“
Sie führten die Gefangenen in den Thronsaal und während Sturm und Hades sich Gedanken darüber machten, wie sie all die Verschleppten zurück nach Faerûn bringen sollten, machte Faust sich an den Teil des Heldendaseins, den er beinahe so sehr schätzte wie den Kampf: das Plündern.
Und es gab viel zu plündern.